Adeliae und der Eisbär

Ein Kindermusical

Über das Projekt

Entstehungsgeschichte

Wie alles begann...

„Adeliae und der Eisbär“ ist ein Kindermusical, das von jungen und erwachsenen Schülern der Kompositionsklasse der Landesmusikschule Steyr entwickelt wurde. Dir. Martin L. Fiala hatte die Vision zu diesem fächerübergreifenden kompositionspädagogischen Projekt und initiierte 2011 in seiner Kompositionsklasse dessen Entwicklung. In vielen Arbeitsstunden erweiterten wir mit zahlreichen neuen Ideen die bestehenden Fragmente und verfassten das Libretto. Mit der Unterstützung von Pili Cela, der Lehrkraft für Musik und Theater an der LMS, wurde es zu einem wunderbaren Ganzen und in Skriptform gebracht.

Das Team hat sich inzwischen auf neun Personen vergrößert, die durch unterschiedlichste Fähigkeiten eine höchst befruchtende Arbeit leisten. Die LMS Steyr war hierbei immer Dreh- und Angelpunkt. Die Zielsetzungen von uns lernenden KomponistInnen waren:

* Haupt- wie Nebendarsteller sollen eine ausgewogene Rolle im Stück erhalten,

* Ein roter Faden zieht sich durch die Handlung

* Liedtexte und Musik mit der Handlung abstimmen und Personen oder Szenen damit unterstreichen

* Persönliche Identifikationsmöglichkeiten für das Publikum

* Bezugspunkte zum Alltag im Drehbuch einarbeiten

* Spannungsbogen aufrechterhalten

* ansprechend für 5-99 Jahre

* Happy End

* Kindern die Theaterkunst zugänglich zu machen und ihre Begeisterung zu wecken

* Vorbildwirkung für andere, Teamwork

 

Als Musiker ist es ein Ziel, die Herzen und Emotion der Menschen zu berühren. Daher waren uns die Reaktionen und das Feedback aus dem Freundeskreis sehr wichtig, denn dies war uns ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es hat uns immer wieder erstaunt, wie unsere Begeisterung auf andere überspringt und weitere Kreise zieht. Auch die nächsten Generationen sollen ermuntert werden, mutig zu sein und Neues zu probieren.

Es ist uns ein besonderes Vorrecht, dass wir durch den Unterricht an der LMS Steyr die Möglichkeit erhielten, nach den Sternen zu greifen. Die beiden projektbegleitenden Lehrer standen uns mit ihrer Erfahrung und dem Knowhow beratend zur Seite, ohne jedoch unsere Vorstellungen einzugrenzen. Im Gegenteil – sie verliehen uns Flügel (deren pädagogische Gedanken zum Projekt finden Sie am Beginn des Librettos).
An der Entstehung eines so tollen Projekts dabei zu sein ist eine Erfahrung, die ungeahnte Kräfte frei setzt. Wir genossen die Möglichkeit, Neues zu schaffen und unserer Leidenschaft für Musik, Theater und Tanz Ausdruck zu verleihen.
Nun ist das Werk fertig und wir hoffen, dass unser Kindermusical eine Inspiration für Viele ist und sie animiert, kreativ zu werden – in welchem Bereich auch immer…!

Wie haben wir das gemeinsame Arbeiten erlebt?
„Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten.“ (Aristoteles)

 
Besser könnten wir es nicht beschreiben. Wir haben nicht nur gearbeitet, nein wir hatten Freude daran und haben obendrein neue Freunde gewonnen. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und auch in privat schwierigen und herausfordernden Situationen beigestanden. Unser Horizont hat sich erweitert und unsere Leben bereichert – durch unbezahlbare, gemeinsam verbrachte Zeit und ein Kindermusical, für welches wir heute noch genauso brennen wie am ersten Tag.

 

Pädagogischer Hintergrund

Unser Auftrag als Landesmusikschule

Der pädagogischer Auftrag

Martin Fiala
Musik erfinden – geheim(nisvoll)e Kunst
Über das Komponieren mit SchülerInnen an einer Landesmusikschule

Wenn man das vom lateinischen Wort „componere“ (zusammenstellen, -setzen, -legen) hervorgehende Wort „komponieren“ im Sinne von Deutschland ausgehender neuer kompositionspä­dagogischer Ansätze frei mit „Musik erfinden“ übersetzen möchte, so ist man durch diesen neuen pädagogischen Terminus als praktizierender Kompositionslehrer auch gleichzeitig unweigerlich mit vielen daran anknüpfenden Fragen konfrontiert. Wie kann man etwa musikalische Kreativität und Schaffenslust, also das „Musik-Erfinden“ erwecken, ermöglichen, fördern, entwickeln und/oder sogar unterrichten? Wie gelangt man vom zufälligen Singen oder Spielen am Instrument, vom Improvisieren oder auch Imitieren zu eigenen und eigenständigen Formen, die man dann in weiterer Folge mit dem Ziel der Interaktion, der Evidenz und der Wiederholung formulieren und in Schrift fassen möchte? Wie bewegt man als Pädagoge komponierende SchülerInnen zur Beachtung und Einhaltung bewusster Regeln und führt sie schließlich zu eigenen ausdrucksvollen, klanglichen Werken? Wie sieht denn die weitere Ausbildung jener aus, die später den Beruf eines Komponisten/einer Komponistin ausüben wollen? „…Zu Ihrem Opus und Ihrer Einstellung zu Musik wäre manches zu sagen. Wollen Sie komponieren als Beruf – horribile dictu – wählen?“ Auf welche Grundverständnisse oder gar Methoden einer lehrbaren Didaktik oder Pädagogik der Komposition kann man sich berufen oder stützen, wenn man dann selbst als Pädagoge junge Menschen zum „Komponieren“ anleiten können möchte?
All diese Fragen zählen noch immer zum Themenkomplex der „geheim(nisvoll)en Künste“, die man noch sehr wenig auf üblichen Lehrplänen für den Musikunterricht in Regelschulen oder auch Musikschulen in Mitteleuropa findet.
Kinder lernen bereits im Kindergarten Bilder zu malen und sie schreiben später in der Schule Geschichten. Sie zeichnen, basteln, dichten, tanzen und spielen Theater, nur die Musik wird fast ausschließlich interpretatorisch ausgeübt. Alles dürfen sie erfinden, nur „komponieren“ – das lernen sie nicht. Warum eigentlich nicht?
Außer in der elementaren Musikpädagogik wurde die eigene schöpferische Auseinandersetzung mit Musik im Gegensatz zum Unterricht in der bildenden Kunst, Literatur und dem Tanz bisher kaum zum Gegenstand der Lehrpläne an allgemein bildenden Schulen in Österreich und Deutschland. Bis vor kurzem gab es in den eben genannten Ländern auch kaum Didaktik der Komposition und der Kompositionslehre, weder Methoden zur didaktischen Betreuung komponierender SchülerInnen in den Lehrplänen der Schulen und Musikschulen, noch Studiengänge für Kompositionspädagogik in der Ausbildung zu Musikschullehrkräften, SchulmusikerInnen und Vokal- und InstrumentalpädagogInnen an Konservatorien, Hochschulen und Universitäten, um ihren eigenen späteren SchülerInnen das große Spektrum der musiktheoretischen bzw. kompositionsrelevanten Lehrinhalte zu vermitteln und sie auch zu eigenständigen, fantasiereichen Kompositionen zu motivieren. Aber auch in jenen Studiengängen für angehende KomponistInnen, die ihr Handwerk mit eben jenem entsprechenden Berufsziel studieren, war Kompositions- und Musiktheoriepädagogik bisher, wenn überhaupt vorhanden, eher empirisch und zufällig, als lehrplanorientiert. Daraus folgernd könnte man überspitzt formuliert vielleicht sogar fragen: Lernt man Musik also vorwiegend nur mehr als Zuhörer und nachahmender Interpret, kaum mehr aber als kreativer und schöpferischer Tondichter oder Musik-Erfinder? Um diese auch in der Praxis spürbaren Defizite aus bildungspolitischer Sicht aufzuholen, formierten sich seit kurzem in Österreich wenige beispielsgebende universitäre Initiativen.
Die Bedeutung des kreativen Schaffensprozesses wird in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion zur Erreichung einer umfassenderen Allgemeinbildung wieder sehr stark hervorgehoben, da unsere moderne Gesellschaft wie auch die Arbeitswelt von heutigen Jugendlichen vermehrt Fähigkeiten wie Fantasie, Erfindungsgabe, Originalität, Kreativität, Produktivität, Emotion und Mut zur eigenen Gestaltung einfordert, sich gleichzeitig aber auch die Bedürfnisse der heutigen Jugend in der Hinsicht veränderten, dass Technik, Software-Produkte und Internettechnologie (teils auch aus kommerziellem Interesse) als Standards und Orientierungshilfen für die Schaffung und Produktion von klanglichen Ergebnissen vermehrt eingesetzt werden (vgl. hier DJ-Soft- und Hardware, Sampling-CDs & DVDs, virtuelle Solo-, Chor-, und Orchesterklänge, VST-Technologie bis hin zu sogar speziell entwickelter Kompositionssoftware).
MusikpädagogInnen, die auch fähig sind, ihre SchülerInnen nicht nur reproduktiv interpretatorisch zu lehren, sondern deren musikalisch kreativen und schöpferischen Erfindungs- und Schaffensdrang zu begleiten und zu betreuen wissen, werden dringend gebraucht werden und die pädagogischen Anforderungen an jene werden ständig wachsen.
Nachdem mich all diese Fragestellungen bereits seit mehr als 25 Jahren als Musikpädagoge beschäftigen, starteten wir schließlich ein fächerübergreifendes Pilotprojekt an der Landesmusikschule Steyr, um diesen eben beschriebenen Spannungsfeldern möglichst praxisorientiert zu begegnen. Gemeinsam mit meiner Kollegin Pili Cela, der Lehrkraft des Unterrichtsfaches Musik und Theater an unserer Schule habe ich mit einigen SchülerInnen meiner Kompositionsklasse in den letzten beiden Jahren ein kompositionspädagogisches Projekt realisiert. Meine SchülerInnen (Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene) komponierten gemeinsam an einem abendfüllenden Stück für Kinder (Musiktheater, Musical) nach einer Kindergeschichte von meiner Mutter Helga Fiala: „Adeliae und der Eisbär“.
Komponiert haben dabei ausschließlich die SchülerInnen, ich stand als Lehrer, Projektbegleiter und Komponist natürlich in allen (kompositorischen) Fachfragen regelmäßig zur Verfügung. Das Libretto zu diesem Stück wurde in gleicher Art von meiner Kollegin Pili Cela begleitet. Die KomponistInnen dieses Projektes sind: Larissa Schwaiger, Dana Schraml, Martina Kremsmayr, Josef Niedereder, Johann Johanek, Maria Troyer und Corinna Engelhardt-Nowitzki.
Nachdem wir als Pädagogen an der LMS glauben, dass die ganzheitliche Idee der Zusammenführung mehrerer Unterrichtssparten (Komposition/Gesang/Tanz/Schauspiel…) an der Schule und ein vom Beginn bis zur Fertigstellung von Lehrkräften begleitetes Projektteam von SchülerInnen und LehrerInnen für das mittlerweile mehrjährige Musiktheaterprojekt für Kinder und Jugendliche doch außergewöhnlich ist, wir alle über das Ergebnis glücklich und auch von dessen musikalischer Qualität überzeugt sind, erlauben wir uns nun höflichst, es Ihnen in Form eines gedruckten Buches (Libretto und Songbook) sowie einer Demonstrations-CD vorzustellen.

Pili Cela
Wie aus einer Idee Realität wurde

„Man kann niemanden etwas lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu finden!“
Galileo Galilei (1564-1642, ital. Mathematiker und Astronom)

Meine Vision war es, Kindern und Jugendlichen in einer wirtschaftlich schwereren Zeit, in der sie stark unter Leistungsdruck stehen, einen Weg zu mehr Kreativität zu schenken – durch regelmäßigen Theaterunterricht in einem professionellen Rahmen unter pädagogisch-didaktischer Anleitung in einer bewährten und renommierten Institution wie der Landesmusikschule. Dieses neue Kreativangebot steigert den Musikschulwert pädagogisch und erweitert das Angebot auf künstlerischer Ebene. Wenn Theaterspiel und Kunst als solches pä­dagogisch sind, ist Theaterpädagogik im engeren Sinn die Disziplin der ästhetischen Bildung, die Vermittlerin von wahrnehmenden und gestaltenden Prozessen mit dem künstlerischen Medium Theater. Theaterunterricht bietet die Möglichkeit vielfältigster persönlicher und sozialer Lernerfahrungen.
Und so sind mittlerweile mehrere Projekte entstanden, welche in den unterschiedlichen Unterrichtseinheiten ihre Schnittpunkte fanden (z.B. Tanz und Theater, Musik und Schauspiel) und nun ein Musical, welches ausschließlich von und durch SchülerInnen der Landesmusikschule entstanden ist.
Im Rahmen meiner jahrelangen Regiearbeit sowie als Schauspielerin konnte ich sehr viel Erfahrung im Bereich Drehbuch sowie Dramaturgie für Theaterstücke sammeln, aber es war auch für mich eine „Premiere“, an einem Musical zu arbeiten. Hier bedarf es mehrerer Faktoren, die zu berücksichtigen sind: das Zusammenspiel der Musik, der Inhalte, des Textes, der Rollen und vor allem der dramaturgischen Faden. Nicht nur im Werk fanden wir von Anfang an den notwendigen Spannungsbogen, sondern auch zwischenmenschlich arbeitete jeder von der ersten Minute an euphorisch, neugierig und vor allem sehr kooperativ und so war die pädagogische Arbeit mit diesen SchülerInnen aus der Sicht einer Lehrerin eine sehr spannende, künstlerische aber auch grandiose Herausforderung – denn wie heißt es so schön: „Man kann niemanden etwas lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu finden!“
Und nun wird das Resultat auf Papier und auf die Bühne gebracht!